Reaktionstraining im Karate: Plötzliches Erwachen
|In dieser Reaktionsübung gilt es in zwei Varianten gleich eine Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen zu bewältigen.
Vorbereitung
Damit das Reaktionstraining beginnen kann, wird die Gruppe zunächst in Paare aufgeteilt, wovon einer im folgenden als der Trainierende und der andere als Partner bezeichnet wird. Körperliche Merkmale, die physische Verfassung oder die Graduierung spielen für die Paarbildung keine wesentliche Rolle.
Ausgangsposition
Der Trainierende steht im Kamae, bereit sich jederzeit bewegen bzw. reagieren zu können. Er schließt seine Augen. Sein Partner bewegt sich leise um den Trainierenden herum. Dieser soll nicht wissen, wo sich sein Partner gerade befindet.
Reaktionsübung Variante 1: Taktiles Kommando
Der Partner gibt dem Trainierenden zu einem beliebigen Zeitpunkt mit der Handfläche einen leichten Klaps, so dass der Trainierende diesen Kontakt spüren kann. Der Partner kann für den Kontakt unterschiedliches Stellen wählen: Den Oberschenkel, die Arme, die Schultern oder den Rücken des Trainierenden. Unmittelbar nach dem Kontakt nimmt der Partner eine statische Position im Raum ein. Hierbei kann er sowohl seine relative Position zum Trainierenden (vor ihm, neben ihm etc.), als auch die Distanz zum Trainierenden variieren.
Die Berührung des Partners ist für den Trainierenden das Kommando zu reagieren. Er öffnet die Augen, erfasst möglichst schnell die Position seines Partners und führt sogleich Gyaku-Zuki Chudan gegen den stehenden Partner aus. Danach nimmt er die Ausgangsposition ein und erwartet das nächste Kommando.
Reaktionsübung Variante 2: Akustisches Kommando
Der Partner nimmt eine statische Position im Raum ein und gibt zu einem beliebigen Zeitpunkt das Kommando durch eine gesprochene Zahl (1-10).
Der Trainierende öffnet daraufhin seine Augen, erfasst schnellstmöglich die Position seines Partners und führt Gyaku-Zuki Chudan gegen den stehenden Partner aus. Danach nimmt er die Ausgangsposition ein und erwartet das nächste Kommando.
Bei dieser Variante mit akustischem Kommando kommt erschwerend hinzu, dass der Trainierende nicht auf die Kommandos anderer Paare, sondern nur auf die seines Partners reagieren darf.
Nachfolgend einige Erläuterungen zu den beiden Varianten der Reaktionsübung:
Reaktion auf das Kommando
Diese Übung erfordert in beiden Varianten ein hohes Maß an Konzentration, da sonst keine schnelle Reaktion auf das Kommando möglich ist. Durch die beiden Varianten werden beim Reaktionstraining unterschiedliche Sinne angesprochen.
Den Partner finden
Wenn der Partner sich nicht im Sichtfeld des Trainierenden befindet, wird es für diesen deutlich herausfordernder möglichst schnell seinen Gyaku-Zuki zu platzieren. Der Trainierende kann potentiell aus der Stelle, an welcher der Partner ihn berührt auf dessen Standort schließen. Dies macht es ihm einfacher den Partner zu finden. Allerdings kann der Partner die Stelle des Kontaktes auch bewusst so wählen, dass diese Information den Trainierenden auf eine falsche Fährte lockt.
Drehung/Ausrichtung zum Partner
Steht der Partner direkt vor ihm, so kann er seine Technik unmittelbar ausführen. Steht der Partner seitlich oder hinter ihm, so muss er zunächst seine Ausrichtung durch eine geeignete Bewegung anpassen. Im ungünstigsten Fall beträgt die Drehung mehr als 180 Grad. Nämlich dann, wenn sich der Trainierende für eine Drehung links herum entscheidet, der Partner aber schräg rechts hinter ihm steht.
Distanz zum Partner
Da der Partner die Distanz mit jeder Wiederholung verändern kann, muss der Trainierende spontan auf unterschiedliche Distanzen reagieren. Durch eine geeignete, flexible Beinarbeit kann sowohl eine größere Distanz überwunden, als auch die Technik bei geringer Distanz platziert werden.
Foto: Kurt F. Domnik / pixelio